Kategorien
Allgemein Software

USB-Audio-Interface in Linux – Kein Sound, fehlende Audio Sink

Ein Beitrag dazu, wie ich mein Behringer-Interface unter Debian mit Pipewire zum Laufen bekommen habe.

(Teil 2 meines Versuchs, meine Musikproduktion nach Linux zu verlagern – hier ist Teil 1: Debian, Reaper und Windows-VST-Plugins.)

Gestern ist mein U-Phoria UMC1820 von Behringer angekommen, das mein AXE I/O ersetzt, denn dieses läuft nicht unter Linux. Das Interface von Behringer ist USB Class Compliant, läuft also ohne besondere Software mit Standard-Treibern.

Ich habe das Interface angeschlossen und in qpwgraph (tolle Software zur Visualisierung von Audio- und Video-Verbindungen des Systems) wurde es gleich erkannt. Allerdings war der Ton extrem leise und ich habe in den Klangeinstellungen nach einer Lösung gesucht (Spoiler, der Fehler saß vor dem Gerät). Dabei habe ich Geräte gewechselt und irgendeine Änderung im Ausgangsprofil bei den Einstellungen getätigt. Und dann war plötzlich das Interface aus der Geräteübersicht verschwunden und die Playback- und Monitor-Kanäle wurden mir auch nicht mehr in qpwgraph angezeigt. Nur bei den Eingangsgeräten war das Interface noch vorhanden.

Ich hatte erst Sorge, dass das Gerät selbst versagt hat, aber an anderen Computern (Windows) hat es funktioniert. Ich habe dann auch rausgefunden, warum der Ton so leise war: Ich hatte den Monitor-Regler nach ganz links gedreht …

Aber das hat mir mit meinem Problem der verschwundenen Verbindungen nicht weitergeholfen. Das Gerät wurde grundsätzlich einwandfrei erkannt (aplay -l, lsusb) und ich konnte alle Interface-Kanäle im Alsamixer sehen, aber die Audio Sinks waren für/in Pipewire einfach nicht verfügbar (pw-cli list-objects Node).

Irgendwann nach guten vier Stunden kam ich darauf, dass es an Pipewire-Pulse liegen könnte (pactl list cards, nach den Profilen Ausschau halten), und dann hatte ich sehr schnell die Lösung.

Mit der folgenden Eingabe konnte ich die Sinks verfügbar machen:

pactl set-card-profile alsa_card.usb-BEHRINGER_UMC1820_FF8C6509-00 output:multichannel-output+input:multichannel-input

Dann musste ich nur noch in der Config-Datei dafür sorgen, dass diese Einstellung immer angewendet wird. Die Datei liegt bei mir unter /etc/pulse/default.pa; da habe ich dann nach dem Laden der Treiber-Module (ab Zeile 53, falls es hilft) das hier eingefügt:

### Add Behringer sink
set-card-profile alsa_card.usb-BEHRINGER_UMC1820_FF8C6509-00 output:multichannel-output+input:multichannel-input

Heute, wo ich das alles zusammengefasst aufschreibe, denke ich, dass ich auch früher auf die richtige Spur hätte kommen können, wenn ich nach dem Aufhänger, nämlich einer Änderung an den PROFILEN geschaut hätte. Aber naja. Jetzt läuft mein Interface und ich kann meine Mixe endlich auch über die Lautsprecher hören.

Darüber hinaus kann ich jetzt mein M-Audio-Keyboard nutzen, um über Reaper via MIDI-Ausgang einen Hardware-Synth anzusteuern und desse Ausgang wiederum in Reaper zu monitoren und aufzunehmen. Dafür war kein weiteres Setup nötig.

Es läuft doch. =)

Kategorien
Produktion Software

Versuch: Musik-Produktion mit Linux, Reaper und Windows-VST-Plugins

Nach dem Recall-Unglück seitens Microsoft im Frühjahr 2024 habe ich entschieden, meine Musik künftig auf einem Linux-System zu produzieren. Meine DAW, Reaper, ist zum Glück für Linux verfügbar.

Ich werde zwar ein neues Interface brauchen, denn mein Axe I/O von IK Multimedia läuft nicht unter Linux. Aber da ich gerade dabei bin, mir ein paar Hardware-Synths für ein Rack zu besorgen, hatte sowieso ich schon vor, ein Interface von Behringer einzusetzen, das (weil Class Compliant) ohne weiteres unter Linux läuft.

Gerade bin ich noch dabei, alles einzurichten. Ich habe eine separate Festplatte besorgt, so dass ich Linux testen und mein aktuelles Windows-System erstmal behalten kann.

Mein aktueller Stand ist:

  • Linux läuft
  • Reaper läuft
  • Die meisten der für mich relevanten Windows-VSTs lassen sich installieren
  • Ich habe noch kein Interface, Ton kommt über die Onboard-Soundkarte auf Kopfhörer
  • Mein MIDI-Keyboard (M-Audio Oxygen25) funktioniert via USB

Ich habe mich für ein Debian 12 entschieden. Bei der Installation haben mir diese beiden Videos sehr geholfen:

Debian 12 Tutorial für Einsteiger – Installation & Einrichtung: https://www.youtube.com/watch?v=z9Ks9ynTcYs

Windows & Linux: Dual Drive Dual Boot: https://www.youtube.com/watch?v=KWVte9WGxGE

Und ich habe ein Script laufen lassen, das die ganze Audio-Einrichtung (mit Pipewire) im System übernimmt, das wird in diesem Video erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=cG6ipmOyfw0

Hier ist der Link zum Script: https://github.com/brendaningram/linux-audio-setup-scripts/blob/main/debian/12/install-audio.sh

Windows-Plugins unter Linux

Zum Glück funktionieren die meisten meiner relevanten Windows-VST-Plugins mit Wine auch unter Linux. Dabei sorgt die Software yabridgectl dafür, dass neu installierte Plugins von der DAW erkannt werden (mehr zu yabridge).

Hier ist eine Übersicht der Plugins, die bei mir laufen:

Native Instruments: Via Native Access Installer, die Plugins laufen tadellos. Die Installation insbesondere der Kontakt-Instrumente ist etwas umständlich, hier ist eine sehr gute Anleitung auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=iF9kf1oj-UU

Analog Obsession: Tadellos.

IK Multimedia: Tadellos. Hinweis: Man benötigt den IK Product Manager zur Authentifizierung. Aber die Installationsdateien der Plugins lädt man einzeln unter My Products -> Past Releases herunter.

Plugin Alliance: Via Installer. Meine Amp-Simulationen laufen tadellos, nur bx_crispytuner ist etwas hakelig bei der Bedienung.

Wavesfactory: Laufen, allerdings funtkioniert bei Trackspacer das GUI nicht. *

Tokyo Dawn Labs/TDR: Laufen, allerdings hat das GUI Probleme mit der Fenstergröße. Bei den meisten Plugins lässt sich das umgehen, wenn man einen der Buttons drückt, die die Anzeige von Elementen im Plugin ändern (Display u. ä.) — nur Molot hat hier ein Problem. *

Valhalla DSP: Funktioniert.

AlyJamesLab: VPROM läuft!

Korneff Audio: El Juan Limiter läuft!

W.A.Production: Kickshaper und Deres laufen!

Baby Audio: Magic Switch läuft, mit GUI-Problemen. *

XLN Addictive Drums 2: Läuft, aber die Installation war bei mir ein ziemlicher Aufriss. Mehr dazu unten.

* Das VST-GUI lässt sich in Reaper generell ausschalten, dann lassen sich alle Parameter bedienen. Bei den meisten Plugins ist das völlig ausreichend, mix with your ears etc. pp. =) Allerdings habe ich gesehen, dass in der Beschreibung von yabridge auch für einige solcher Probleme Lösungen angegeben sind.

Nicht alle Windows-VSTs funktionieren

Leider funktionieren einige Plugins bei mir auch nicht, teils sind sie in Reaper nicht auffindbar, oder die Authentifizierung hängt sich auf etc., unter anderem:

Black Rooster Audio: Die Plugins crashen bei der Authentifizierung.

Aurora DSP: Meldet „Server Connection failed“, vermutlich auch beim Versuch der Authentifizierung.

Synchroarts: VocAlign taucht nicht in der Liste der Plugins auf.

Superwaves-Instrumente laufen leider gar nicht. Blöd, jetzt muss ich mir andere Quellen für klassische Drum-Sounds (707, 808 etc.) suchen.

XLN Audio Addictive Drums 2 unter Linux

Ein „Problem“ mit Linux ist ja die Umgewöhnung und das Grundverständnis von einfachen Aufgaben im Umgang mit dem Terminal. Unter Wine, so wie ich es auf dem Rechner habe, ließ sich der XLN Online Installer nicht zum Laufen bringen. Das Programm hat mir die Meldung „createPluginFilter exception: Could not find BusLayouts specification file!“ ausgegeben und damit hatte es sich. Ich habe leider auch keine einfachen Hinweise auf die Lösung des Problems gefunden.

Nach einiger Sucherei habe ich dann mal versucht, das mit einer dedizierten „Bottle“ zu lösen (mehr zu Bottle). Ich habe eine neue Bottle erstellt, Voreinstellung „Application“, ohne irgendwelche weiteren Einstellungen, und der Installer hat einfach funktioniert. Keine Ahnung warum, aber es lief einfach durch.

Dann musste nur noch yabridge lernen, wo die VSTs liegen. Ich habe die Dateien im Dateimanager gesucht und als Pfad das hier bekommen:

/home/user/.wine/dosdevices/z:/proc/20136/fd/4/drive_c/Program Files/Common Files/VST3/

Dieser Pfad enthält redirects und kann von yabridgectl nicht gefunden werden. Für jede Bottle entsteht ein eigenes Wine-Prefix. Der korrekte Pfad zu den Wine-Prefixen lautet:

~/.var/app/com.usebottles.bottles/data/bottles/bottles/

Hier findet man (mit ls) alle vorhandenen Wine-Prefixe. In meinem Fall habe ich die Bottle „XLN-Bottle“ genannt. Der Befehl mit dem Pfad zu den VSTs lautet bei mir also:

yabridgectl add "/home/user/.var/app/com.usebottles.bottles/data/bottles/bottles/XLN-Bottle/drive_c/Program Files/Common Files/VST3"

Und damit läuft jetzt auch Addictive Drums! Yas!